Forschungsprojekt „Sehstörungen des Kindesalters“ der Universitätsaugenklinik Frankfurt am Main

Projektbeschreibung

Kinder kommen mit einem unreifen Sehsystem zur Welt und brauchen adäquate Reize (z.B. scharfe Bilder auf der Netzhaut), damit ihr Sehsystem sich richtig entwickelt. Verschiedene Faktoren können die normale Entwicklung verhindern und z.B. zu einer Amblyopie (Schwachsichtigkeit) führen. Amblyopie ist demnach eine Entwicklungsstörung des Sehsystems, eine wichtige Ursache von Sehbehinderungen und betrifft ca. 3,5% der Bevölkerung. Über die Prozesse im visuellen System während der normalen Entwicklung des Sehens, der Entwicklung der Amblyopie und während der Amblyopietherapie ist noch vieles unbekannt. Die Forschungseinheit verfolgt einen interdisziplinären Forschungsansatz, der Untersuchungen von gesunden Probanden und Patienten mittels verschiedener psychophysischer Methoden kombiniert. Es werden möglichst junge Kinder bis hin zu Probanden jenseits des „klassischen“ Therapiealters eingeschlossen, um mehr über evtl. Altersgrenzen der Amblyopietherapie zu erfahren.

Die Ziele der aktuellen Projekte sind:

  • Bessere Kenntnis der visuellen Entwicklung, bes. der binokularen Zusammenarbeit.
  • Die Verbesserung unseres grundlegenden Verständnisses der Amblyopie und ihrer Therapie.
  • Das Nutzen der gewonnenen Erkenntnisse, um in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu entwickeln bzw. zu evaluieren, die neueste Display-Technologien (z.B. 3D-Monitor, VR-Brillen, Tablet-Computer) einsetzen.
  • Untersuchung der Prozesse während konventioneller und neuer Behandlungsmethoden bei verschiedenen Altersgruppen.

Damit soll eine bessere Behandelbarkeit der visuellen Entwicklungsstörung Amblyopie erreicht werden. Darüber hinaus werden neue Erkenntnisse über Mechanismen, Möglichkeiten und Grenzen der altersabhängigen Plastizität des visuellen Systems angestrebt, die evtl. sogar auch auf andere neuronale Entwicklungsstörungen übertragbar sind.

Wissenschaftliche und/oder klinische Arbeitsziele des Projektes

Neue binokulare Test- und Behandlungsmethoden, die mit internationalen Projektpartnern erarbeitet wurden, werden in Querschnittuntersuchungen und in prospektiven Pilotuntersuchungen evaluiert und weiter entwickelt. Ziel ist, die Methoden (z.B. neue Stereotests und Suppressionstests) so anzupassen, dass möglichst junge Kinder (ab 3-4 Jahren) damit spielerisch untersucht werden können. Die Prüfung soll Normalsichtige und unterschiedliche Amblyopietypen verschiedenen Alters einschließen, auch während der konventionellen, aber elektronisch erfassten monokularen Augenpflaster-Behandlung. Die Analyse der Korrelationen zwischen verschiedenen, auch prospektiv untersuchten visuellen Funktionen soll Einblicke in neuronale Prozesse, u.a. während des Einsatzes verschiedener Therapieformen ermöglichen. Das alles hat zum Ziel, die funktionellen Zusammenhänge besser zu verstehen, und die Therapie erfolgreicher und für die Betroffenen weniger belastend zu machen.

Angestrebt wird …

  • tieferer Einblick in die normale Entwicklungsprozesse des Sehsystems;
  • ein besseres Verständnis der funktionellen Veränderungen im Sehsystem unter dem Einfluss unterschiedlicher therapeutischer Methoden in Abhängigkeit vom Alter;
  • tieferes Verständnis der Rolle inhibitorischer (hemmender) Einflüsse (interokuläre Suppression) für den Erfolg der Therapie bzw. für die Plastizität des sich entwickelnden und des reifen Sehsystems;
  • Möglichkeiten der quantitativen Erfassung und Verbesserung der binokularen Zusammenarbeit zum Zwecke einer nachhaltig erfolgreicheren Amblyopietherapie;
  • Einsatz neuester Display-Technologien, die möglicherweise die Diagnostik und Therapie der Amblyopie tiefgreifend verändern könnten.

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